der Frühling und mit ihm das Osterfest kommen mit riesigen, schnellen Schritten

der Frühling und mit ihm das Osterfest kommen mit riesigen, schnellen Schritten

Bestimmte Dinge sind trotz menschlicher Eingriffe in die Natur zum Glück für uns alle in diesen Breiten (noch) nicht aufzuhalten :

Es wird wärmer; früh ist es trotz Zeitumstellung auf die Sommerzeit (MESZ) schon hell; die Vögel sind alle wieder da und machen früh Radau in den Bäumen und Sträuchern; die ersten „Verrückten“ sind in kurzen Hosen draußen unterwegs; … und es gibt schon langsam aber sicher österlich geschmückte Vorgärten an den Häusern nebst den dazugehörigen Wohnungen!

Nun kann er kommen – der Frühling (und mit ihm das Osterfest) !

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche,
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungs-Glück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.

Von dorther sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur;
Aber die Sonne duldet kein Weisses,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.

Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen.
Aus dem hohlen finstern Tor
Dring ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden,
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbes Banden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus Strassen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.

Sieh nur sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluss, in Breit‘ und Länge,
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.

Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet gross und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein.

(Johann Wolfgang von Goethe, deutscher Dichter, 1749-1832;
Osterspaziergang, Faust, die Tragödie erster Teil)

Im deutschen Sprachraum gibt es wohl keine treffendere Beschreibung dieser Jahreszeit als dieses Gedicht ! Und für die Kleinen versteckt der Osterhase auch so langsam seine Süßigkeiten … Euch, liebe Besucher dieser Homepage, ein paar schöne Feiertage !

 

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