Er ist Geschichte – der 09.11.2019
Tagelang nichts anderes in den sogenannten „Leitmedien“ außer euphorischer Texte oder verbaler Audioaussagen, wie herrlich das Gefühl der Zusammengehörigkeit doch nach 40 Jahren der Trennung mit der Grenzöffnung seitens der DDR 1989 gewesen sei – wie man sich doch das jahrzehntelang ersehnt hatte ! Und dann erst ein Jahr später die „Wiedervereinigung“ ……
Kein Wort darüber, daß 1989 niemand diese Wiedervereinigung über einen Beitritt zur BRD seitens der Masse der DDR-Bürger wollte bzw. auch nur im Entferntesten in Betracht zog, daß dies erst den Bürgern in ihrer „Bananensehnsucht“ mit viel Geld über die Wahlhilfsprogramme aus dem bundesdeutschen Ausland durch die bundesrepublikanischen Parteien (allen voran die CDU/CSU) ins Gehirn gepflanzt wurde. Fragt bitte noch mal nach, wer den Slogan „Wir sind das Volk !“ in „Wir sind ein Volk !“ umgewandelt hat !
Zum besseren (oder soll ich schreiben : richtigeren) Geschichtsverständnis hier ein Zitat aus einer Webseite (siehe Link), welches die Geschehnisse nach dem 9. November 1989 auf satirische Weise durch den EU-Parlamentarier Martin Sonneborn (Vorsitzender der Partei „Die Partei“) in einer Rede, die er nicht im EU-Parlament halten durfte, auf den Punkt bringt :
Eigentlich besuchte der Konservative Schäuble das EU-Parlament anlässlich einer feierlichen Sitzung zum 30. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer am 9. November 1989. Aus diesem Anlass wollte Sonneborn eigentlich nur „gratulieren“:
„Gratulieren dazu, dass wir die DDR 1990 billig übernommen, kolonisiert, filetiert und nach allen Regeln der kapitalistischen Kunst ausgeschlachtet haben. Aber geben ist dennoch seliger denn nehmen. Und deswegen fordere ich hier und heute, den Anteil von Ostdeutschen in Führungspositionen in den kommenden Jahren schrittweise von 1,7 Prozent auf 1,75 Prozent zu erhöhen. ZwinkerSmiley!“
Nicht erfahren werden wir, ob Martin Sonneborn seine Rede doch im Parlament hätte halten dürfen, wenn er „Schäuble einen schwarzen Koffer mit 100.000 in gebrauchten Scheinen mitgebracht hätte, wie der vorbestrafte Waffenhändler Schreiber“.
Mehr und besser kann man die damaligen Geschehnisse nicht beschreiben ! Ich freue mich für alle die der ehemaligen DDR-Bürger, die diesen Übergang ohne viel Federlassen gemeistert haben (wie auch ich ) – und die anderen ? Irgendwann sind sie ja ausgestorben – oder wird es diese Verlierer ewig geben ? ! Warum sollte man also jetzt auch noch an solch einem Tage in den „Leitmedien“ über sie reden ?
Nachtrag :
Etwas Bereicherndes hatte der 09.11.1989 aber doch für mich ! Nicht das es heißt, der hat nur eine negative Einstellung zu diesem Datum. Nein – erstmals sah ich mit der Grenzöffnung für alle mein Schulwissen zum Kapitalismus durch eigenes Anschauen bestätigt. Mir hatten die Lehrer im Geschichtsunterricht immer etwas von Arbeitslosen, Obdachlosen, Bettlern, Rauschgiftsüchtigen und Ellenbogengesellschaft als normale Erscheinungsformen im Kapitalismus erzählt. In der DDR kannte ich so etwas ja bisher nicht – nun konnte ich es mir hinter der noch stehenden Mauer nach Passieren der Grenze selbst ansehen (ein – zwei Jahre später verbreitete es sich dann auch in dem beigetretenen Osten des vereinten Deutschlands) !