… heute vor 50 Jahren …
Der 27. August des Jahres 1973 war ein Montag. Am Sonntag – einen Tag zuvor – war ich in Pasewalk unterwegs: mich zu verabschieden von Freunden, vielleicht doch noch etwas Zerbrochenes kitten (ohne Chance !) und die vertrauten Straßen zu Fuß ablaufen! Dann, an dem eingangs erwähnten 27. so um 17 Uhr stieg ich im Bellinger Gasthof die Treppe in den ersten Stock hoch und klingelte wie abgesprochen an der Küchentür. Herr Hinz machte auf und ich trat ein. In der Küche stand schon etwas frei gerückt ein Stuhl, nach einem Wortgeplänkel zu meinem Ansinnen (was er ja kannte ) ging es los: Es fielen meine Haare unter seinen fachkundigen Händen auf den Fußboden – ich fühlte mich nackt, als ich wieder mit einem Fasson-Schnitt auf der Bellinger Dorfstraße stand!
So gegen 19 Uhr holte mich „Ralfi“ Völske mit unserem damaligen Tandemfahrrad zu Hause ab – ich verstaute meine (schwarze) Reisetasche auf dem Gepäckträger und wir machten uns auf den Weg nach Pasewalk zum Bahnhof, setzten uns in die Mitropa und tranken noch ein Abschiedsbier. Auf dem Bahnsteig gegen 21 Uhr traf ich mich mit Peter Houdelet, wir stiegen in den D-Zug nach Berlin und mein neuer Lebensabschnitt nahm langsam Konturen an – in meiner Tasche den Einberufungsbefehl, in dem festgeschrieben war, daß ich mich am 28. August 1973 bis 12 Uhr in Kamenz in der NVA-Dienststelle (Postfach weiß ich nicht mehr) zu melden habe. Wir beide trafen nach Zwischenstops in Berlin, Dresden und Arnsdorf am Vormittag in Kamenz ein – fanden auch die Dienststelle mit dem KDP-1 in der Macherstraße – und niemand wollte uns! Nach einer Stunde im Besucherraum war klar:
- Wir waren einen Tag zu früh angekommen – das WKK Pasewalk hatte den Einberufungsbefehl falsch ausgefüllt!
- Peter war in Kamenz gänzlich falsch – er mußte nach Bautzen!
- Ich war im falschen Objekt gelandet und mußte weiter zum Flugplatz – Objekt 3!
Wir verabschiedeten uns voneinander (ich sah ihn nie wieder – er lebt aber wohl noch!) und machte mich auf den Weg zum Objekt 3. Dort am KDP wußten sie schon, daß da einer zu früh kommt (laut der Planung in der OHS) – ich wurde in Empfang genommen und von meinem ersten Gruppenführer Gerhard Wilke in die Unterkunftsbaracke – mein neues Zuhause für die nächste Zeit – gebracht!
Und so begann mit diesem Tag ein Weg, der mich von Kamenz über Steinheid mit Abstecher nach Wladimir dann weiter nach Kalinin (heutiges Twer) schlußendlich nach Wünsdorf führte! Nach meiner Einschätzung keine schlechte Schule des Lebens – hier der Link zur kurz gehaltenen Wegbeschreibung vom Offiziersschüler 1. Lehrjahr bis zum Oberstleutnant – das formt den Menschen!
Ich würde den Weg sicher unter diesen, damaligen Bedingungen wieder gehen!