Moral und Gesellschaft
Eine bezeichnende Schlagzeile fand ich in der neuesten Ausgabe meiner S-Bahn-Lektüre ("Berliner Kurier") : Moral runter – Aktie rauf !
Auf der Aktionärsversammlung der Siemens AG schimpften alle wie die Rohrspatzen über den Schmiergeldskandal – es wurde sich künstlich hochgespult über die 420 Millionen €, die bei Siemens so einfach in schwarze Kassen verschwanden. Die 30 % Erhöhung der Bezüge der Vorstände wurden genauso gerügt. Abgeändert oder gar von den Verantwortlichen persönliche Konsequenzen gefordert —> Fehlanzeige.
In diesen Geldregionen hast du Narrenfreiheit – ob du dir Gehaltserhöhungen selbst zuschiebst, ob du dir Millionenprämien erschleichst (siehe Ackermann & Co.) oder wie der Rentner Peter Hartz (ehemals Personalvorstand bei VW), der sich für 576.000 € ein Lachurteil vor Gericht erkauft. Tja Leute – wenn man das nötige finanzielle Hinterland hat, braucht man in dieser Bundesrepublik ein Gericht nicht zu fürchten ! Diese Tatsache – von vielen immer wieder angeprangert – von den Verfechtern der bürgerlichen Gesellschaft ständig bestritten – fand mal wieder eindrucksvoll ihre Bestätigung !
Lest mal bei bestimmten Philosophen nach – die haben schon im 19. Jahrhundert geschrieben, daß im Kapitalismus alles zur Ware wird ! Warum verwundert es also jemanden, wenn mit dem Recht gehandelt wird ? Ist doch was vollkommen normales hier – wir leben doch schließlich im Kapitalismus ! Oder wo lebt ihr ?